US-Mediziner setzen auf computergestütze Diagnosen

Beim Kampf gegen Krebs setzen US-Mediziner auf modernste Technologie: Kognitive Systeme heißt das Zauberwort. Dabei kommt der beste Rechner der Welt zum Einsatz: IBM Watson, der 2011 die US-Quizshow Jeopardy gegen die beiden besten menschlichen Kandidaten der Welt gewann, ist inzwischen der weltbeste Krebsdiagnostiker. Eines der wichtigsten Einsatzgebiete des Supercomputers neben Finanzanalysen, Wettervorhersagen und Kriminalitätsbekämpfung ist die Medizin. IBM arbeitet auf diesem Feld mit renommierten Krebskliniken zusammen. „Watson“ unterstützt die Ärzte seit 2013 bei der Diagnose und der Entwicklung personalisierter Krebstherapien. Er kann innerhalb von Sekundenbruchteilen große Mengen an aggregierten Daten auswerten und Rückschlüsse daraus für die Behandlung ziehen.

Kognitive IT-Systeme wie „Watson“ bedeuten einen Paradigmenwechsel im Umgang mit IT. Sie sind in der Lage, Daten aus den unterschiedlichsten Quellen wie Video, Audio oder handschriftlichen Texten mit enormer Geschwindigkeit zu analysieren. Zudem arbeiten diese Systeme mit Wahrscheinlichkeitshypothesen und können sowohl abwägen als auch Optionen vorschlagen. Und sie lernen mit jeder Aktion, jedem Patienten und jeder Prognose dazu. Kai Arne Gondlach, 5 Sterne Redner und Senior Researcher vom 2b AHEAD ThinkTank, befasst sich wissenschaftlich mit diesen Themen. Für den Zukunftsforscher sind intelligente Systeme keine Utopie.

Die Möglichkeiten im Gesundheitssystem reichen von der schnellen Datenauswertung bei der Diagnose von Krebs oder Diabetes, bis zur Entschlüsselung des Genoms und der anschließenden Analyse auf Erbkrankheiten. Gondlach verknüpft in seinen Vorträgen derartige Entwicklungen mit unserem Alltag und sagt: „Die Rechengeschwindigkeit von Computerchips wird auch weiterhin zunehmen, das Ende von Moore’s Law ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Quantencomputer und DNS-Speicher stehen kurz vor der Marktreife und werden die Entwicklung künstlicher Intelligenz, smarter Prognostik und intelligenter Roboter schon bald massiv beschleunigen.“ Der 5 Sterne Redner weiß, dass den meisten Menschen das wahre Ausmaß der Digitalisierung kaum bewusst ist. Gondlach sieht aber in genau dieser Vernetzung große Chancen, besonders für die Medizin: „Mehrere Technologieanbieter arbeiten zum Beispiel an nanometergroßen Robotern, die in den menschlichen Körper injiziert werden und Krankheiten aufspüren. Ziel ist es, kranke Zellen in absehbarer Zukunft direkt vor Ort zu bekämpfen“, sagt Zukunftsforscher Kai Arne Gondlach. Erste erfolgreiche Experimente mit Genmanipulation mit der Crispr/Cas9-Methode von einst letalen Krankheiten klingen für manche Ohren nach Science-Fiction, sind es aber längst nicht mehr. Auch hier stellt sich wie immer die Frage nach dem erfolgreichen Geschäftsmodell, wie Prof. Jun Wang vom Beijing Genome Institute es vorschlägt. „Das Wissen über Ihr individuelles Genom ist gut. Wertvoll wird es in dem Moment, wenn Ihnen die personalisierte Ernährung gleich mitgeliefert wird, um den Ausbruch einer Krankheit zu verhindern“, kommentiert Gondlach.