Erneuter Autounfall mit einem Tesla bei eingeschaltetem Autopiloten

Ist das autonome Fahren noch nicht ausgereift? Binnen kurzer Zeit gab es erneut einen tödlichen Unfall mit einem Wagen des E-Autoherstellers Tesla. Die amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA und das Kraftfahrt-Bundesamt untersuchen derzeit einen eventuellen Zusammenhang mit der Autopilotfunktion.

„Die Behörde ist dabei, Informationen der Polizei des Bundesstaates Pennsylvania, des Unternehmens Tesla und des Fahrers des Unfallautos zusammenzutragen. Es geht um die Frage, ob der Autopilot zum Unfallzeitpunkt eingeschaltet gewesen sei oder nicht“, sagte eine Sprecherin der NHTSA gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Nach Aussage einer Tesla-Sprecherin könne ein möglicher Zusammenhang darin bestehen, dass die Antenne des Autopiloten beschädigt war. Kai Arne Gondlach, Senior Researcher vom 2b AHEAD ThinkTank und 5 Sterne Redner, beschäftigt sich wissenschaftlich mit zukünftigen Trends und Technologien. Er hat eine differenziertere Sicht auf die Unfälle und mahnt zur Besonnenheit bei der Bewertung.

Die Anzahl der Verkehrstoten ist seit Einführung des Automobils immer an der Stelle gesunken, wo dem Fahrer ein Stück Autonomie abgenommen wurde oder wo Assistenzsysteme die Unzulänglichkeiten des menschlichen Körpers ausgleichen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die größte Fehlerquelle im Straßenverkehr, der Mensch, komplett durch Computer ersetzt wird. Und während Skeptiker in erster Linie den scheinbar unmoralischen Kontrollverlust anprangern, sehen nicht nur die Visionäre die Vorteile der autonomen Autos und die Möglichkeiten, die sich während der Fahrt für die Insassen ergeben.

Bei der Diskussion um selbstfahrende Autos darf nicht vergessen werden, dass es sich bei dem Tesla-Autopiloten immer noch um eine „Beta-Version“ handelt. Das bereits jetzt sehr intelligente System bedeutet weder einen Freifahrtschein zum Telefonieren, Lesen oder Schlafen während der Fahrt – noch entbindet es den Fahrer von der Verantwortung im Un-Fall. Soweit zu den Spielregeln. Dass trotz – nicht wegen! – des Autopiloten tödliche Unfälle passieren, ist tragisch. Aber nun beginnt der Zahlenkrieg und er geht schon jetzt zugunsten des autonomen Tesla aus: über 200 Millionen Kilometer haben Autos von Tesla weltweit bereits im Autopiloten zurückgelegt, ohne einen tödlichen Unfall zu verursachen. In den USA geschieht durch nicht-autonome Autos nach durchschnittlich 145 Millionen Kilometern ein tödlicher Unfall, im weltweiten Durchschnitt bereits nach 90 Millionen Kilometern. Gondlachs Prognose: Nach den ersten fatalen Unfällen sinkt die durchschnittliche Unfallzahl entlang einer umgekehrt exponentiellen Kurve. Denn nach jedem Unfall lernt der Algorithmus aller Fahrzeuge aus dem Fehler. Anders als der Mensch, der aus eigenen Fehlern oder den weisen Worten des Fahrlehrers lernt.

Nun werden Kritiker der selbstfahrenden Autos einhaken, dass ein Menschenleben in keine Durchschnittsstatistik passt. Versicherungsunternehmen sehen das anders. Sie errechnen die Risiken nüchtern mittels Fallzahlen und verteilen die Kosten fürs System und folglich das Kollektiv entsprechend auf der Grundlage von Durchschnittswerten. Wenn also in den kommenden zwei bis drei Jahren alle großen Autohersteller autonome Autos auf den Markt bringen, wird die Menge an Anwendungsdaten explodieren. Je ausgereifter die Systeme werden, desto weniger Menschenleben werden im Straßenverkehr zu beklagen sein. Schließlich ist es nur die logische Konsequenz, dass Versicherer autonome Fahrzeuge im Tarif begünstigen werden … und entsprechend die Kfz-Versicherungstarife anpassen. Wer selbst lenkt, zahlt auch mehr.

Die auf die Spitze getriebene Folge wird sein, dass Selbstlenker auf eine separate Fahrbahn verbannt werden, um den geregelten autonomen Verkehr nicht zu gefährden. Und schließlich findet man Autos mit Lenkrad in 30 Jahren vielleicht nur noch in besonderen Autoparks. Pferden und Kutschen ist es vor hundert Jahren auch nicht anders ergangen. Und das aus gutem Grund: Sie waren ein Risiko für den Straßenverkehr.

Das autonome Fahren ist für den Zukunftsforscher Gondlach kurz vor dem Sprung in die Massentauglichkeit. Einige Systeme befinden sich noch in Testphasen, andere werden bereits wie bei Tesla verbaut. Alle großen Autobauer haben Serienfahrzeuge mit Autopiloten angekündigt. Die beiden größten Treiber sind die Logistik und die Taxibranche – letztere selbstverständlich nicht von sich aus, sondern durch Angreifer wie Uber und Nutonomy.

In seinen Vorträgen erläutert der 5 Sterne Redner, was “Smarte Mobilität” generell bedeutet und wie sie unsere Lebens- und Arbeitswelten beeinflussen wird. Schon seit Längerem ist klar, dass Städte und Ballungsgebiete an die physikalischen Grenzen ihrer Infrastruktur stoßen. Lösungen werden gebraucht. Daher sagt 5 Sterne Redner Kai Arne Gondlach: „Mobilität ist von Grund auf neu zu denken.“

 

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