Reale digitale Welten: Das iPhone für die „Wand“ wird Wirklichkeit

Immer mehr Smart Mirror-Projekte (intelligente Spiegel) – wie der „Smart Mirror“ von Google - finden langsam ihren Weg in viele Wohnungen. Vor kurzem stellte der Designer Rafael Dymek einen Smart-Mirror vor, der sich in der Gestaltung an der Nutzeroberfläche des Apple iOS 10 orientiert. Laut Dymek ist der „Apple Mirror“ ein voll funktionsfähiger smarter Spiegel mit Touchbedienung. Mit einer Berührung des Spiegels wird die Nutzeroberfläche aktiviert. Die Anzeige erlischt, wenn für 45 Sekunden keine Aktionen vorgenommen werden. 

Neben Anzeigen für Wetter, Datum und Uhrzeit gibt es diverse weitere Apps: Der Spiegel ermöglicht den Zugriff auf Messenger, Netflix, die Sonos-Anlage sowie den Nest-Thermostat. Leider bleibt der selbstgebaute „Apple-Mirror“ wahrscheinlich ein Einzelstück. Das schreibt der Entwickler Dymek auf der Internetseite Behance. Der Spiegel sei ein privates Projekt und habe keinen kommerziellen Hintergrund. Dass Smart-Mirrors bald Realität in vielen Haushalten sein werden, davon ist 5 Sterne Redner Kai Arne Gondlach überzeugt – vorausgesetzt, es werden damit wirkliche Kundenbedürfnisse befriedigt. Der Senior Researcher vom 2b AHEAD ThinkTank befasst sich wissenschaftlich mit Entwicklungen, die in fünf bis zehn Jahren geschehen werden. Die reine Existenz von Spiegeln mit Touchfunktion führt noch lange nicht zu einer bahnbrechenden Marktdurchdringung, wie viele Beispiele bereits (nicht) demonstriert haben.

„Der smarte Spiegel der nächsten Generation muss mehr sein als ein großes Smartphone. Die Anzeige von News und Mails überwältigt heute niemanden mehr, schon gar nicht mit Touchbedienung. Das Spieglein an der Wand wird in Zukunft zum intelligenten digitalen Assistenten des Nutzers“, erläutert Kai Gondlach. „Wirklicher Mehrwert entsteht durch mehr Vernetzung und prädiktive Ratschläge.“ Immer mehr Alltagsgegenstände enthalten zahlreiche Sensoren und sind ans Internet angebunden, wobei die Anzahl weltweit schnell steigt von heute rund 8 Milliarden über 80 Milliarden im Jahr 2020 auf über 1 Billion im Jahr 2025.

Ein wirklich smarter Spiegel weiß nicht nur, wie viele Schritte der Nutzer am Tag gelaufen ist, ob er gut geschlafen hat und wie sich sein Gewicht in den letzten Monaten entwickelt hat. Echtzeitwerte ergänzen dieses Bild, aufgrund der Gewohnheiten und Vorlieben des Nutzers errechnen Algorithmen künstlicher Intelligenz smarte Empfehlungen. Die smarten Geräte verstehen die Wünsche, Emotionen und bald auch Gedanken ihrer Anwender und sind in der Lage, diese individuellen Bedürfnisse zielgenau zu befriedigen. „Entscheidend ist am Ende nicht, wer den Spiegel baut. Entscheidend ist, wer ihn programmiert“, spitzt Gondlach das Szenario zu.