Schiedsrichter rät zu mutigen Entscheidungen

Bundesliga-Schiedsrichter und 5 Sterne Redner Knut Kircher weist auf Parallelen zwischen Fußball und Wirtschaft hin:

Er ist bekannt dafür, dass er zu seinen Entscheidungen steht: Bundesliga-Schiedsrichter Knut Kircher, der auch schon international gepfiffen hat, sagt: „Für mich trifft auf dieser Welt nur einer Entscheidungen. Und das bin ich.“ Darüber sprach der Schiedsrichter des Jahres 2012 zu Geschäftsleuten aus der Region beim Unternehmerforum der Raiffeisenbank Kissing-Mering in der Kissinger Paartalhalle. Dabei zeigte sich, dass Schiedsrichter und Unternehmer etwas gemeinsam haben: Sie müssen Entscheidungen treffen – oft unter Zeitdruck. Ist ein Entschluss erst einmal gefasst, gelte es, diesen auch so zu vermitteln, dass man nicht selbst wieder ins Grübeln gerate, sagte Kircher. Der 45-Jährige ist Entwicklungsingenieur bei der Daimler AG und Schiedsrichter seit 1986. Seither hat er 1300 Spiele gepfiffen, 212 davon in der Bundesliga.

Er bot einen mitreißenden Vortrag mit Erlebnisberichten, vielen Beispielen aus der Praxis und kleinen Filmsequenzen. Damit zeigte Kircher, unter welchem Druck Entscheidungen oft gefällt werden müssen und welche Auswirkungen sie haben können. Ein Fußballschiedsrichter lege in einem Spiel bis zu 14 Kilometer mit einer Pulsfrequenz von knapp 170 Schlägen pro Minute zurück. Bei großen Spielen seien bis zu 50 Kameras im Stadion und dazu eine riesige Geräuschkulisse. Nur 17 Regeln müsse ein Schiedsrichter kennen, allerdings gebe es auch einen Ermessensspielraum, und der mache es gelegentlich kompliziert. Durch die menschliche Wahrnehmung, falsches Stellungsspiel, Voreingenommenheit, Sympathie oder Antipathie kämen manchmal falsche Entscheidungen zustande.

Doch auf der Basis von Grundlagenkompetenz, Mut, Selbstbewusstsein, Erfahrung, Persönlichkeit, Akzeptanz und einem guten Team gebe es in 300 Spielen eine Quote von 99,94 Prozent richtiger Entscheidungen. Trotz des Zeitdrucks: „Wenn man zu lange Zeit hat, wird´s auch nix!“ Es komme vor, dass er im Spiel plötzlich eine „unangemeldete Betriebsversammlung“ einer Mannschaft vor sich habe, sagte Kircher. Deshalb käme es darauf an, die Entscheidung auch zu vermitteln. Die Wirkung von Entscheidungen sei nicht zu unterschätzen. Zunächst wirkten sie sportlich, dann aber auch öffentlich, persönlich und privat. Aber ohne Entscheidungen geht es auch nicht. Angst sei der schlechteste Wegbegleiter. „Jede Entscheidung macht sie reicher, seien Sie mutig!“, riet Kircher den Unternehmern.

Die Parallele zwischen Fußball und Wirtschaft sei offensichtlich. Schiedsrichter wie Geschäftsleute treffen Entscheidungen und stehen danach unter Beschuss, weil jeder glaubt, er wisse es besser. Kirchers Vortrag dauerte über eine Stunde. Authentisch und höchst unterhaltsam vermittelte er sein Wissen an das Publikum. Im Anschluss beantworte Kircher alle Fragen, oft mit einem Schuss Selbstironie.

Den Zeitungsartikel der Augsburger Allgemeine haben wir für Sie unten als PDF angehängt.