5 Sterne Redner

Felix Brunner begeistert Zuhörer bei der Sparkasse Dillingen

„Es ist wichtig, das zu tun, was Sie können. Und Sie müssen anfangen, eine Situation zu akzeptieren und Dinge anders zu machen. Gerade wenn man einmal gescheitert ist. Auch wenn Veränderungen manchmal wehtun, aber man kann aktiv einwirken“, das gibt Felix Brunner den über 120 Gästen bei seinem Impulsvortrag bei der gastgebenden Kreis- und Stadtsparkasse Dillingen sowie des Arbeitskreises Schule und Wirtschaft unter anderem mit auf den Weg.

Der Vorsitzende des Arbeitskreises Wilhelm Martin kündigte den Motivationscoach mit einem passenden Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach an: „Nicht, was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus.“ „Felix wird uns an seinem Schicksal teilhaben lassen. Jeder Moment, jeder Zufall kann unser Leben von einer Minute auf die andere gravierend verändern und wir müssen uns neu einstellen und anpassen.“ Felix Brunner weiß, was das bedeutet. Denn was er in jungen Jahren erlebt hat, wünscht man niemandem. Der 29-jährige Sportler und Buchautor aus dem Allgäu sitzt seit seinem schweren Kletterunfall im Rollstuhl. Dennoch bezeichnet er sich als glücklichen Menschen, obwohl der Weg bis dahin alles andere als einfach war. Das Publikum war fasziniert und sehr ergriffen von seinen treffenden Worten. Neben Führungskräften und Personalverantwortlichen aus der Wirtschaft und karitativen Einrichtungen waren vor allem Lehrer und Schulleiter eingeladen. Was Felix Brunner ihnen dabei mit seiner lockeren und sympathischen Art mit auf den Weg gab, war Spitzenklasse.

Zu Beginn stellte er ihnen drei Fragen. Wer hat ein Ziel? Wer glaubt, dieses Ziel erreichen zu können? Und: Wer glaubt, utopische Ziele erreichen zu können? Da wird es manchmal schon schwierig mit der Umsetzung. Sehr spannend in ruhigem Ton schildert er sein Scheitern. Er war 19 Jahre alt, voller Ziele und ein leidenschaftlicher Sportler. Die Berge sind sein Zuhause. Wandern, Bergsteigen, Klettern, Rad- und Skifahren gehören zum Alltag des gelernten Krankenpflegers, der unglaublich gerne Menschen helfen möchte. Mit 16 wird er zum jüngsten Bergretter Bayerns. Sein Ziel: einmal professioneller Bergretter zu werden. Bis am 17. Januar 2009 ein kurzer unachtsamer Moment sein unbeschwertes Leben komplett auf den Kopf stellt. Auf dem Rückweg vom Eisklettern im Tannheimer Tal rutscht er aus und stürzt 30 Meter in die Tiefe in ein Flussbett. Mehrmals prallt er auf, erleidet schwerste innere Verletzungen. „Es kam mir vor, wie in einem Zeitraffer“, schildert Felix sein Fallen. Er ist bei vollem Bewusstsein und gibt seinen Begleitern Anweisungen, was sie tun sollen. Die Bergrettung kommt und ein Hubschrauber fliegt ihn nach Murnau in eine Unfallklinik. „Dann begann eine Zeit der Dunkelheit“, schildert Felix mit leiser Stimme. Mehr als 13 Monate verbringt er auf der Intensivstation, acht davon im künstlichen Koma. Er wurde seitdem 60 Mal operiert und bekam über 800 Bluttransfusionen. „Alles war zerstört. Ein Auto hätte man weggeworfen mit so einem Totalschaden“, sagte er. Im Sparkassensaal hätte man eine Stecknadel fallen hören können, so ruhig war es. Wie kann es weitergehen, fragt man sich in solch einer Situation. Aber Felix hat nicht aufgegeben. Sein Ziel war es, zu leben.

wohl er nach Hause kam und ein „Vollpflegefall“ war. Er konnte nicht mehr alleine essen, nicht zur Toilette gehen und sich nicht mehr die Zähne putzen. Er zeigte ein Foto im Rollstuhl. Damals wog er nur noch 45 Kilogramm. Er war schwach, aber trotzdem immens positiv. „Ich will wieder dahin, wo ich hergekommen bin. Menschen helfen und wieder klettern und Sport machen. Ich träumte von einer Familie und meinen Bergen.“ Dafür kämpfte er. Und es hat sich gelohnt. „Der schwerste Schritt war, die Vergangenheit zu akzeptieren, da man sie nicht mehr ändern kann.“ Familie und Freunde standen ihm immer zur Seite. „Ohne sie hätte ich es nicht geschafft“, betonte er. Der Vorstandsvorsitzende der Kreis- und Stadtsparkasse Thomas Schwarzbauer bedankte sich herzlich für diesen tollen Vortrag: „Ich bin überzeugt, dass Du den Menschen, die nicht an Dich geglaubt haben, viel Hoffnung gegeben hat.“

Atemlos verfolgen die Gäste die kurzen Filmeinspielungen, die ihn heute beim rasanten Biken, Raften und Slalom zeigen. Letztes Jahr ist seine Autobiografie erschienen mit dem Titel „Aufwachen - Der Horizont ist nicht das Ende“. Heute ist Felix „in einem Leben angekommen, das er gegen nichts mehr eintauschen möchte“. Er treibt wieder Sport mit einem Handbike, fährt Auto und hält Vorträge. Und er ist verheiratet und möchte Kinder. Über seine Vorträge kann er heute den Menschen helfen und vor allem Kindern in Schulen wertvolle Tipps geben wie auch an diesem Abend. „Trauen Sie sich etwas zu! Gehen Sie raus aus Ihrer Komfortzone. Es sind Gewässer, die für uns neu sind. Brechen Sie aus und haben Sie keine Angst vor etwas Neuem! Nur so können Sie Ihre Schwächen und Stärken erkennen“, fordert er auf. Ein Ziel dürfe man nie aus den Augen verlieren, auch wenn man es nicht sofort erreichen kann.

Nach seinem fesselnden Vortrag gab es einen tosenden Applaus. Die Leute standen Schlange an, um mit Felix zu sprechen und sich von ihm das Buch persönlich signieren zu lassen. Es soll ihnen Mut machen, auch wenn es manchmal nicht mehr weiter zu gehen scheint. Ob er Angst hatte zu sterben, fragten ihn viele. Seine lapidare Antwort: „Ich nicht, aber meine Eltern!“