Wie wird es nach der Krise wirtschaftlich weitergehen?

Die Pandemie hat alles auf den Kopf gestellt. Unbeständigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit prägen das private, gesellschaftliche und auch das wirtschaftliche Leben – Merkmale der VUCA-Welt. Das war schon vor der Krise so, aber durch sie ist das deutlich verstärkt worden. Unternehmen stehen vor enormen Herausforderungen. Wie soll mit der neuen Situation umgegangen werden? Wie wird die Welt nach der Krise aussehen und was muss getan werden, um am Ende erfolgreich dazustehen? Mit diesen Fragen befasste sich der 2b AHEAD ThinkTank, Europas größtes Zukunftsinstitut.

Durch die anhaltende Krise ist die VUCA-Welt (Englisch für Volatility‚ Uncertainty, Complexity, Ambiguity) für jeden greifbar und erlebbar geworden. In sehr kurzer Zeit haben rund um den Globus Regierungen Entscheidungen treffen müssen, ohne die Gewissheit darüber zu haben, ob sie richtig oder falsch liegen und ob die gewünschten Effekte eintreten. Für Unternehmen resultierten daraus elementare Fragen nach gesicherter Liquidität, Fortführung der Geschäfte oder einem veränderten Kundenverhalten. Für viele Betriebe ging es neben der Kompensierung ihrer Kerngeschäfte auch um die Neuausrichtung von Führungslogiken und Unternehmenskulturen und letztlich um das Anpassen von Strategien an verschiedenste denkbare Szenarien.

Während einige Unternehmen und Consultingfirmen sich am VUCA-Konzept orientieren, das in den 1990er Jahren am U.S. Army War College zum Managen von Heraus-forderungen nach dem Zusammenbruch der UdSSR und des Warschauer Paktes entwickelt wurde, sehen andere im „OODA-Loop“ (Englisch für Observe, Orient, Decide, Act) Lösungsansätze. Dieses Konzept wurde vom U.S. Air Force Colonel John Boyd zur Entscheidungsfindung auf Basis taktischen, schnellen Analysierens entworfen. Auch wenn diesen Konzepten militärische Fragestellungen zugrunde liegen, lassen sich durchaus Handlungsempfehlungen für die Wirtschaft daraus ableiten.

„Die Corona-Krise führt zu Ergänzungen und einer Neubewertung von Dringlichkeiten, ändert aber nichts an der grundsätzlichen Notwendigkeit, sich mit diesen Veränderungen auseinanderzusetzen und sie in Unternehmensstrategie und unternehmerisches Handeln zu übersetzen. Im Gegenteil“, ist sich 5 Sterne Redner und Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky, Chairman des 2b AHEAD ThinkTanks, sicher. Der renommierte Zukunftsforscher und sein Team befassen sich laufend mit Veränderungen, die die Bereiche Kunden, Führung, Innovationen, Daten, Wertschöpfung und Arbeiten in der Zukunft betreffen.

In Bezug auf Kunden sagt Zukunftsforscher Janszky: „Die Veränderung des Kundenerlebens und der Kundenerwartungen hin zu mehr Personalisierung und adaptiven, also situationsgemäßen Ansprachen, bedingt eine Neudefinition der Kundenbeziehungen. Weg von Massenmarkt-Logiken hin zu dynamischen Netzwerken mit wechselseitigen Wertströmen, von Einweg-Botschaften zu Inspiration, Loyalität und Fürsprache von Influencern. Der Kundenwert definiert zunehmend die Wirtschaftlichkeit von Unter-nehmen, die entsprechend gut beraten sind, eine bessere Zugänglichkeit für Kunden zu schaffen, Inspiration zu bieten, sich zu vernetzen und Möglichkeiten einer Zusammen-arbeit auszuloten.“

Für Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky verändert sich auch das Thema Innovationen. Klassische Entwicklungsprozesse werden zunehmend durch Tests und Experimente abgelöst. Das fördert eine permanente Lernkultur. Innovation wandelt sich damit in der Ausrichtung vom Finden richtiger Lösungen hin zur Lösung der richtigen Probleme. Ebenso wird sich das Datenmanagement wandeln - weg von deren reiner Speicherung und Verwaltung hin zur Schaffung wertvoller Informationen aus zunehmend strukturierten Daten. Die Corona-Krise zeigt sehr deutlich, wie wichtig gerade auch unter außergewöhnlichen Umständen belastbare Daten als Entscheidungsbasis sind und wie notwendig Datenmodelle für die Bewertung der Situation und die Einschätzung von Handlungsoptionen sind.

Resilienz war und ist jetzt ein noch wichtigerer Punkt als zuvor. Es gilt, Unternehmen künftig als Systeme so zu flexibilisieren, dass sie in der Lage sind, auf Verwerfungen situationsgerecht mit Robustheit, Redundanz oder auch Weiterentwicklung und Anpassung zu reagieren, die das Umfeld temporär oder dauerhaft verändern. Ein erfolgreiches „bounce back“ bedingt also nicht bloß die Wiederherstellung vorheriger Logiken und Praktiken, sondern auch – gerade im Zusammenhang mit der Corona-Krise – die Anpassung an geänderte Rahmenbedingungen. „Es ist anzunehmen, dass Kunden künftig mehr Wert auf Robustheit und auf Einfachheit legen, auf Produkte und Services, die auch unter schwierigen bzw. unvorhergesehenen Bedingungen noch funktionieren. Unordnung und bewusste Nicht-Perfektion sind dabei durchaus gute Leitmotive, um die notwendige Flexibilität und Geschwindigkeit zu erreichen“, betont 5 Sterne Redner und Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky.